"Ein gepflanzter Baum für jede verkaufte Uhr"

Ein gepflanzter Baum für jede verkaufte Uhr

Louis Müller und Simon Rövenich vom Start-up Cuno Woods vertreiben nachhaltige Produkte und setzen sich mit dem Erlös für regionale Projekte ein – auch im Bereich der Wiederaufforstung.

Mitten in der Coronavirus-Pandemie haben sie es gewagt und ihr Unternehmen gegründet: Die beiden Merkener Louis Müller (26) und Simon Rövenich (24) kennen sich schon seit Kindertagen und vertreiben mit ihrem Start-up Cuno Woods Uhren aus nachhaltigem Material – wie der Unternehmensname schon sagt: aus Holz.

Aber nicht nur das ist den beiden wichtig. Sie möchten mit jedem verkauften Produkt auch regionale Projekte unterstützen. Das machen sie zum Beispiel seit diesem Mai im Meroder Wald und haben dort bis jetzt etwa 600 Bäume an verschiedenen Stellen pflanzen lassen. Wie Uhren aus Holz und Umweltschutz zusammenpassen, erläutern die Jungunternehmer so: „Unsere Produkte werden aus robusten Holzarten gefertigt, sodass sie über Jahrzehnte getragen werden können. Außerdem werden sie größtenteils aus Bruchholz gefertigt, sodass kein neuer Baum gerodet wird.“

Müller und Rövenich sind überzeugt davon, dass sie es in diesem Jahr schaffen werden, die Herstellung der Produkte und ihren Transport in der CO2-Bilanz mit dem Pflanzen neuer Bäume kompensieren zu können. Denn bisher kommt nur das Design aus Düren, die Zeitmesser beispielsweise entstehen in Asien. Der Vertrieb erfolgt online.

Partner beim Baumprojekt ist der Verein „Regio Baum“, dessen 1. Vorsitzender Prinz Albert-Henri de Merode ist und dem auch der Wald gehört. „Wer durch den Wald geht, sieht sofort, dass unglaublich viele Flächen von Schädlingen wie dem Borkenkäfer befallen sind“, sagen Müller und Rövenich. Die betroffenen Bäume müssten gefällt und entfernt werden, damit sich der Käfer nicht verbreitet. Deswegen stellen die beiden Setzlinge für eine Neupflanzung zur Verfügung. Um die Pflege, die Jahre in Anspruch nimmt, kümmert sich der Verein. Größtenteils lassen die Jungunternehmer Lärchen pflanzen.

Automatisch gespendet

Dieses Projekt ist nicht das einzige von Cuno Woods. Sobald eine Kundin oder ein Kunde auf der Internetseite des Start-ups ein Produkt bestellt, geht automatisch ein Teil des Einkaufspreises an eine Organisation der freien Wahl. Müller und Rövenich kooperieren beispielsweise auch mit Vereinen, die Kleidung für Ukraine-Geflüchtete benötigen, mit dem Dürener Tierheim sowie dem Nabu-Kreisverband Düren, der von dem Geld unter anderem Vogelhotels errichtet.

An ihrem Konzept hat sich nicht viel verändert: Die beiden setzen nach wie vor primär aufs Online-Geschäft, auch wenn sie ihre Uhren bei ausgewählten Unternehmen aus der Region präsentieren. Ein Büro für ihr Start-up werde zurzeit in Simon Rövenichs Wohnung eingerichtet. Eigentlich wollten die Jungunternehmer inzwischen unabhängig von ihrem Lieferanten aus Asien sein. Sie seien jedoch wegen der Pandemie- und Kriegsfolgen finanziell eingeschränkt gewesen. „Aber wir befinden uns in Gesprächen mit Herstellern aus Deutschland“, betont Rövenich.

Hinzu kam, dass Louis Müller erneut am Coronavirus erkrankt war. Beim ersten Mal lag er sogar im Krankenhaus und musste beatmet werden. Seitdem ist seine Lungenfunktion eingeschränkt. Das hindert die Kindheitsfreunde jedoch nicht daran, weiterhin ihre Vision voranzutreiben: Die beiden werden diesen Winter erneut auf dem Meroder Weihnachtsmarkt zu finden sein und dort ihre neuen Uhren- sowie Sonnenbrillenmodelle präsentieren. Mit der Resonanz sind sie bisher zufrieden, „vor allem wenn man bedenkt, dass wir keine bezahlten Werbekampagnen schalten, sondern nur auf Mundpropaganda und unsere Internetauftritte setzen“, sagt Louis Müller. Ihre Kunden kämen aus ganz Deutschland, vor allem jedoch aus dem Kreis Düren.

Holz-Uhren aus Düren als nachhaltige Geschäftsidee

Der Mut von zwei jungen Dürenern ist belohnt worden. Sie haben unter nicht gerade günstigen Bedingungen in der Pandemie und trotz eigener schwerer Covid-Erkrankung ein Unternehmen gegründet. Der Start war verheißungsvoll.
„Viele haben uns gefragt, warum denn ausgerechnet jetzt? Aber wir wollten das einfach probieren", erzählen Simon Rövenich (24) und Louis Müller (26) von ihrer gemeinsamen Idee, für die die Zeit im übertragenen Sinn reif gewesen zu sein schien: Uhren aus Düren. Im Moment müsste man korrekt sagen: Uhren, deren Design in Düren mitgestaltet wurde und die von der Rurstadt aus vertrieben werden. Allen ist ein Material gemein: Holz. Die beiden wollten eine Verbindung herstellen aus „einem coolen, nachhaltigen Accessoire" und „gleichzeitig was für die
Umwelt tun" Doch bevor die wirklich schicken Zeitmesser namens „Oskar", „Anna" oder „Friedrich" entwickelt waren, wurden die beiden Dürener Freunde, die sich von Kindesbeinen an kennen, vom Schicksal schwer getroffen.
Louis Müller, ein drahtiger Sportfan, der fünf Mal die Woche ins Fitnessstudio ging und an die 10 Kilometer die Woche radelte, wurde schwer krank. „Wie aus dem Nichts. Ich habe mich gewundert, als ich an einer leichten Steigung außer Atem war", erzählt der junge Mann, der sich dann in ärztliche Behandlung begab. Es war sein Glück, denn seine Lungenfunktion war da schon
bis auf 20 Prozent eingeschränkt. Die Ursache hierfür war laut Müller eine Lungenembolie nach einer Coronavirus-Infektion. „Selbst das freie Sprechen war kaum möglich." Und es fällt ihm heute
noch schwer, dann muss er einfach eine Pause machen. Inzwischen ist die Lungenfunktion wieder auf , 40, 45 Prozent" angewachsen, aber vom Normalzustand noch meilenweit entfernt.
Er setzt seine ganze Hoffnung in eine Reha, die in einer Spezialklinik an der Ostsee bald beginnt. Nach der Startphase konnte Louis Müller jedenfalls beim Projekt, das den Labelnamen „Cuno' trägt, nicht so mitwirken, wie er sich das gewünscht hatte. „Es blieb natürlich dann an mir viel
hängen", sagt Simon Rövenich, der mit seinem Freund litt und leidet. „Es kann wirklich jeden
treffen, und wir haben das beide zuvor auf die leichte Schulter genommen." Aber die wesentlichen Entscheidungen waren schon gemeinsam getroffen worden. Vor einem
fanden sie passend.
Die Zeitmesser haben ein robustes und bewährtes Quartz-Uhrwerk, das auch in Uhren anderer
namhafter Hersteller zum Einsatz kommt. Und sie verfügen über ein Gehäuse, das ganz oder teilweise aus Holz besteht, gleiches gilt für die meisten Armbänder. Bei manchen Modellen sind
die Materialien gemischt, bei anderen sortenrein, aber alle aus zertifiziertem Anbau, wie die beiden
Jungunternehmer erklären. Die Bandbreite ist groß: von Bambus und Palisander über Eben- und
Schlangenholz bis zum gelb-orangen Iroko aus Afrika. „Die Maserung und die Farben sind immer unterschiedlich", so dass kein „Oskar" oder keine „Greta" dem oder der anderen gleicht. Die Uhren sind so durch und durch individuell.
Die „Cuno"-Besonderheit: Für jede verkaufte Uhr wird ein Baum gepflanzt, zuletzt an die 200 an der Ahr, demnächst etliche Dutzend in Merode, denn der dortige Wald hat es Rövenich und Müller
angetan. Natürlich funktioniert auch kein Onlineshop von selbst, so dass am Anfang Vertriebsstrukturen
aufgebaut werden mussten. Die Holz-Uhren aus Düren sind bislang in den Geschäftsräumen von
ein oder zwei befreundeten Unternehmern zu sehen, aber das Netz wird weiter geknüpft. Das nachhaltige Produkt passt laut Simon Rövenich ziemlich gut zu alternativen Autoantrieben, so
dass er in Gesprächen mit Händlern steht.
Nach einer Anlaufphase stieg die Nachfrage nach ,,Cuno"-Uhren, zu denen nun auch
Sonnenbrillen mit Holzrahmen gekommen sind. Die erste hergestellte Menge wurde auf dem Meroder Weihnachtsmarkt komplett verkauft. Auch die Uhren gingen sehr gut.